Digitale Arbeitswelten: Der Weg zur Zeitsouveränität

Digitale Arbeitswelten: Der Weg zur Zeitsouveränität

Die Digitalisierung schreitet weiter voran  und das hat nicht nur Vorteile. Wir arbeiten heute immer schneller, aber wie kommen wir eigentlich mit der digitalen Arbeitswelt zurecht? Mit einer To-Do Liste oder der “richtigen” Priorisierung ist es allein nicht getan, erfahren Sie, was wirklich hilft, um in der heutigen Arbeitswelt besser zu bestehen.

Als Trainer für Selbstmanagement beschleicht mich manchmal ein komisches Gefühl. Viel zu häufig gibt es die nett zu lesenden Selbstmanagementtipps oder Zeitmanagementtipps, die suggerieren, dass sich Probleme mit einigen wenigen organisatorischen Kniffen beseitigen lassen. Dieser Eindruck wird noch durch die Vermarktungspraxis im Selbstmanagementbereich verstärkt. Sei es die “Erfolgsformel”, “Getting Things Done” oder andere Schlagwörter legen nahe, dass man das eigene Selbstmanagement mit einigen, leicht erlernbaren Methoden schnell und effizient in den Griff bekommt. Nie mehr Überforderung, lesen Sie einfach mein Buch und arbeiten Sie bitteschön die Checklisten ab!

Das merkwürdige Gefühl hat damit zu tun, dass ich mir die Frage stelle, ob diese Idee des schnelle Selbstmanagements, der Formel, mit der ich alles in den Griff bekomme nicht viel zu simpel ist und nichts mit unserer heutigen Realität zu tun hat. Zugespitzt gesagt: Wir träumen immer noch von einem fordistischen Selbstmanagement, in dem man mit einfach rationalen Schritten und analytischen Vorgehen Aufgaben zerlegt und so eine bessere Arbeitsorganisation entwickelt. Kurz gesagt, wie haben uns in den Selbstmanagementkonzepten nicht viel weiter entwickelt als Gustav Großmann, der mit seinem Werk Sich selbst rationalisieren von 1927 zu den Gründervätern des Selbstmanagements gehört (Gustav Großmann auf Wikipedia). Unsere Welt ist aber nicht mehr die Welt des frühen 20. Jahrhunderts, wir leben heute in einer anderen Welt.

Die Arbeitsbedingungen, mit denen wir es heute zu tun haben, sind sehr stark von der Digitalisierung geprägt und das hat Auswirkungen auf das Selbstmanagement heute. Ich verfolge das Thema schon lange, bin vor einiger Zeit auf einen sehr guten Beitrag in Deutschlandradio gestoßen, in dem verschieden Aspekte der digitalen Arbeitswelt heute dargestellt werden. Der Artikel und Audiobeitrag ist sehr lang, hier aber nochmals der Link (Digitale Arbeitswelt: Beschleunigt, verdichtet und durchgetaktet).

Im Sog der Beschleunigung

Ich versuche in diesem Artikel einige Punkte aus dem sehr lesenswerten Beitrag herauszugreifen. Laut den Autoren führt die Digitalisierung zum einen zu einer starken Beschleunigung und Verdichtung von Arbeitsprozessen. Wir müssen ständig erreichbar sein, viele Menschen arbeiten unter großem Druck mit der Kommunikation und den vielen Informationen, die das Internet bietet. Digitale Technik lässt dabei die Grenzen zwischen Privatem und der Arbeit mehr und mehr verschwimmen. Heute können wir ohne Problem noch zu Hause vom Sofa aus arbeiten und Mails und Projekte erledigen. Und das habe natürlich Auswirkungen auf die Arbeit und das eigene Selbstmanagement. Immer Online und immer erreichbar zerstört jeden Rhythmus in der Arbeit, wir geraten in einen Sog der Beschleunigung.

Für mich war der Punkt wichtig, dass individuelles Selbstmanagement nur ein Teil der Lösung sein kann. Es liegt auch an den Umständen am Arbeitsplatz. Wenn der Chef sofortige Antworten auf Mails fordert oder Mails im Urlaub normal sind, entsteht eine Arbeitskultur der Beschleunigung. Es hängt auch davon ab, welche Vorstellungen von Arbeit und Einsatz am Arbeitsplatz offen oder verdeckt kommuniziert werden. Ein extremes Beispiel ist hier die Investementbank Goldman Sachs, die jüngst durch die Zeitungen ging, da sie einen 17 Stunden Tag für Praktikanten eingeführt hat –  als Maßnahme zur Arbeitszeitbeschränkung wohlgemerkt (Goldman Sachs führt 17 Stunden Tag für Praktikanten ein)! Vorausgegangen war der Tod eines Praktikanten, der nach mehreren Nachtschichten verstarb, dieses Beispiel zeigt, wie stark der Leistungsdruck im Investmentbanking ist und wie schon Praktikanten versuchen, durch großen Einsatz an einen Platz in der Bank zu kommen.

Das heißt aber auch, neben dem persönlichen Selbstmanagement kommt es auch auf das Arbeitsklima an. Auch die Arbeitsstelle gefordert, ein Klima zu schaffen, das die Beschäftigten nicht verschleißt.

Entgrenzung und Multitasking

Stress durch Digitale Technik entsteht aber auch durch Multitasking und fehlenden Pausen und Rhythmen in der Arbeit, damit sind wir bei der Verantwortung des Einzelnen. In dem Beitrag werden verschiedene Menschen vorgestellt, die teilweise selbstständig, in Wissensberufen arbeiten. Eine Schwierigkeit der ständigen Erreichbarkeit ist aber, dass sie zu Multitasking verleitet. Anstatt konzentriert an einer Sache zu sitzen schaut man nebenher in die Mails checkt das Smartphone und so weiter. Die Entgrenzung der Arbeit führt zu einem permanenten Wechsel verschiedener Aufgaben und das verursacht Stress, da die Arbeit weniger produktiv wird.

Hier ist sicher ein Punkt, in dem ein neues Selbstmanagement ansetzen muss. Wir müssen heute lernen wieder konzentriert zu arbeiten und die Herausforderung an unser Selbstmanagement wird größer. Die Digitalisierung führt also dazu, dass wir neu lernen müssen, unsere Arbeit zu strukturieren, die früher viel stärker vorgegeben war.

Ein weiterer Punkt in dem Artikel ist das Thema Meditation als Weg zur Zeitsouveränität. Meiner Meinung nach braucht modernes Selbstmanagement neben den rationalen, klassische analytischen Methoden auch ein gezieltes Training des Geistes. Meditation ist eine der wirksamsten Methoden konzentrierter zu arbeiten und weniger anfällig für Prokrastination und Ablenkungen zu werden. Inzwischen gibt es gut Studien, die auch wissenschaftlich die positiven Effekte von Meditation zeigen. Menschen, die regelmäßig meditieren, sind weniger anfällig für gedanklich Abschweifungen und können sich besser konzentrieren (DasGehirnInfo: Mehr Konzentration durch Meditation). Meditation lässt sich auch ohne esoterischen oder religiöses Beiwerk auffassen als eine Technik zur Kontrolle und Training von Aufmerksamkeit. Und das ist heute eine der wichtigsten Fähigkeiten, mit der digitalisierten Arbeitswelt umzugehen.

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